KielPod Ausgabe 899: Kieler Erinnerungstag: Vor 35 Jahren erhielt der Asmus-Bremer-Platz seinen Namen

15. Februar 2011

Stadtgeschichte in monatlichen Folgen – das bietet die Reihe „Kieler Erinnerungstage“ des Stadtarchivs. Die Historikerin Christa Geckeler spürt mit Hilfe der im Archiv vorhandenen Quellen und Literatur wichtigen Ereignissen aus Kiels Vergangenheit nach und stellt in lockerer Folge eine Geschichte vor. Eine spannende Chronik entsteht, die zeigt, was Kielerinnen und Kieler einst bewegte. Am 7. Februar 1976 war das: die Taufe des Asmus-Bremer-Platzes. (Quelle: Pressedienst der Landeshauptstadt Kiel)
Als Kaufleute und Stadt im Januar 1975 einen Kieler Umschlag als Volksfest der Moderne ins Leben riefen, erlebte auch ein Altbürgermeister aus längst vergessener Zeit neue Popularität: Asmus Bremer wurde zur Symbolfigur des Kieler Umschlags und eröffnet seither die winterlichen Festtage (die in diesem Jahr vom 24. bis 27. Februar stattfinden). Am 7. Februar 1976 erlebte er einen weiteren Höhepunkt: Höchstpersönlich durfte er den nach dem Zweiten Weltkrieg entstandenen Platz vor dem Gebäude der Kieler Nachrichten als Asmus-Bremer-Platz einweihen. Seit 35 Jahren erinnert dieser Name an einen verdienstvollen Kieler Bürgermeister der frühen Neuzeit.

Asmus Bremer wurde vor 1652 in Kiel geboren, studierte hier Jura und ließ sich in der Stadt als Rechtsanwalt nieder. Später war er Richter am städtischen Niedergericht, außerdem Vorsteher der Armenanstalten St. Jürgen und Neugasthaus. 1688 wurde Bremer zum Ratsherren und 1702 zum Bürgermeister gewählt. 1711 enthob der Herzog beide Bürgermeister und den Rat ihrer Ämter, weil sie seine Verfügungen zur Verbesserung der städtischen Verhältnisse angeblich nicht ausgeführt hatten. Auch im persönlichen Bereich traf es Asmus Bremer schwer. Sein Sohn war blind, eine Tochter geistig behindert, eine weitere Tochter starb früh.

Bremer wurde 1713 wieder in das Amt des Bürgermeisters eingesetzt, das er bis zu seinem Tode 1720 bekleidete. Er war ein tüchtiger Bürgermeister, der Teile der Stadtverwaltung ordnete, indem er ein alphabetisches Verzeichnis der Dokumente und Korrespondenzen anlegte und die Stadtländereien neu erfasste. Aus seiner Kenntnis der Akten entstand sein bekanntestes Werk, die Asmus-Bremer-Chronik („Chronicon Kiliense tragicum-curiosum“). Sie enthält Berichte über Gewalttaten, seltsame Todes- und Unglücksfälle, Rechtsstreitigkeiten und Hinrichtungen von 1432 bis 1717, die einen Einblick in die sozialen Verhältnisse der Stadt zu dieser Zeit geben. Die Verdienste Bremers um die Stadt Kiel honorierte der Rat, indem er ihm Steuernachlässe und Unterhaltszuschüsse für die beiden behinderten Kinder gewährte.

Seit 1982 sitzt Asmus Bremer als Bronzefigur (geschaffen von Frauke Wehberg) auf einer runden Bank unter einer Eiche an der Ecke des Platzes zur Holstenstraße und beobachtet die Vorbeigehenden. Touristen nehmen gern für ein Erinnerungsfoto neben ihm Platz.

Mehr als 70 Folgen der „Kieler Erinnerungstage“ sind auf der Internetseite des Stadtarchivs unter www.kiel.de/kultur zu finden. Die von Christa Geckeler für diesen Erinnerungstag verwendeten Quellen und Bücher liegen für Interessierte im Stadtarchiv bereit (Montag und Dienstag 8.30 bis 16 Uhr, Donnerstag 8.30 bis 18 Uhr). Die nächste Folge Ende Februar: Gründung der Freiwilligen Feuerwehr am 26. Februar 1861.

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