KN (INKIEL) vom 02.10.2008

Formel 1

Ich hatte die Überschrift in den KN nur überflogen. Doch die Meldung blieb haften: Die Formel 1 komme nach Kiel. Vor meinem geistigen Auge sah ich Hamilton und Massa die Holtenauer Straße hinunterjagen, den Schwung der abschüssigen Brunswiker nutzen und gerade noch die Kurve vor dem Prinzengarten nehmen. Dann geht es die Kaistraße entlang weiter, vorbei an den Traumschiffen dieser Welt. Ein Panorama, bei dem Monte Carlo einpacken kann. Unter dem Jubel von Tausenden Zuschauern, die teilweise sogar aus Neumünster, Schönberg und Rieseby eingereist sind, geht es wieder zurück in Richtung Boxengasse. Hierfür sind in der Eckernförder Straße kaum Umbauten notwendig gewesen. Die Servicecenter sind schließlich schon da. Nur Ferrari muss sich mit einem Provisorium in Suchsdorf zufrieden geben. Kai Ebel hätte seine Freude dran. Und am Ende stünde auf dem Balkon des Rathauses ein wahrer Gewinner, der nicht nur den Waldwiesenkreisel, sondern auch die Straßenenge vom Knooper Weg in Höhe der Jacobi-Kirche perfekt gemeistert hat.

Ein zweiter Blick zeigte mir, dass man auch Überschriften stets ganz lesen sollte. Gemeint war der iShares-Cup und statt PS-Boliden sollten Katamarane über die Förde hetzen. Enttäuscht, aber vom schönen Wetter angetrieben, habe ich mich dann doch an die Kiellinie gestellt. Aus missmutigem Kauen auf einem Crêpe wurde ein Lächeln. Aus Lächeln heillose Begeisterung. Spektakuläre Überholmanöver direkt vor der Reventloubrücke, wie man sie in Spa nur beim Start sieht. Die Rennteilnehmer so nah, dass selbst ein Kai Ebel erschrocken einen Schritt zurück gemacht hätte. Für kein Eintrittsgeld wurden am Tag gleich sechs Rennen geboten. Jedes spannender und kurzweiliger als das vorhergehende. Proteste wurden noch während der Rennen eingelegt und durch mitfahrende Schiedsrichter unmittelbar entschieden. Keine enttäuschende Entscheidung am grünen Tisch. Und zwei Moderatoren brachten einem das Geschehen so nahe, dass selbst der EM- und Olympiaverwöhnte Besucher feuchte Augen bekam. Die Formel 1 wirkte dagegen wie ein Besuch auf der Raststätte Holmmoor.
Lieber Schumi: Wenn du von dem ständigen Hinfallen mit dem Motorrad genug hast, dann steig doch auf Katamaran um. Und vielleicht heißt es dann ja bald in den KN: „In Monza trafen sich die Katamarane der Straße zu einem Rennen“. Und in Kiel: Bitte wieder!

Euer und Ihr

Caulius