Kieler Nachrichten (INKIEL) 19.02.2010

Caulius und die hohen Häuser

Auch wenn Kiel natürlich die schönste Stadt der Welt ist, so lohnt es sich doch stets mal zur Konkurrenz hinüber zu schielen, um zu schauen, ob sich das Gute nicht noch verbessern lässt. So hat gerade vor wenigen Tagen Dubai mit dem „Burdsch Chalifa“ die Latte für Wolkenkratzer im wahrsten Sinne des Wortes hochgesetzt. 828 Meter gilt es zu schlagen. Der „Weiße Riese“ in Mettenhof würde mit seinen 100 Metern wahrscheinlich gerade mal in die Lobby passen. Und auch der Kieler Funkturm schafft nur 225 Meter und eine Wohnung in dessen Spitze würde in Dubai wohl noch als Parterre durchgehen. Gleiches gilt für den Kieler Rathausturm mit 106 Metern und das Laboer Ehrenmal mit 85 Metern. Alles Oberkante Untergeschoss.

Aber wäre ein solches Gebäude in Kiel überhaupt erstrebenswert? Immerhin 12.000 Leute sollen mal in Dubai auf den über 160 Etagen wohnen. Ich stelle mir gerade vor, ich wäre zu der Einweihungsparty eines Freundes dort eingeladen. Bis ich das Klingelschild durchgesucht habe, ist die Party doch längst vorbei. Überhaupt Einweihungsparty, ist es in Kiel schließlich üblich, zu diesem Anlass Aushänge im Haus zu machen, dass zwar mit Lärmbelästigung zu rechnen, man aber herzlich zum Mitfeiern eingeladen sei. Bei einer fünfstelligen Zahl an Mitbewohnern ein unkalkulierbares Risiko. Wieviel Bier trinken die wohl? Reichen die Häppchen? Und was, wenn die alle nur in der Küche stehen wollen? Andererseits besser, als den Rundgang zu machen. Würde man sich bei jedem einzeln vorstellen und 5 Minuten zum Quatschen einplanen, wäre man über 2 Monate unterwegs – bei acht Stunden Schlaf am Tag. Aber wer hat schon so viel Urlaub? Und Austräger für den Kieler Express möchte ich dort ebenfalls nicht sein.

Auch nicht zu verachten ist der Schattenwurf eines solches Kolosses. Bei einem Sonnenstand von 30 Grad würden es zwar nur 1,5 Kilometer sein. Ich hab das aber mal mit dem Dreisatz hochgerechnet. Würde man einen entsprechenden Turm nach Heidkate (bei Brasilien) setzen, so wäre der Schatten am 23. Juni 2010 um 05:45 Uhr 8.200 Meter lang. Wer sich dann am Falckensteiner Strand befindet, müsste deutlich sein Handtuch verrücken, um noch braun zu werden. Das nur mal als Denkanstoß.

Höhenluft sind wir in Kiel eh nicht gewohnt. Mag auch die Rönnerheide mit 74,1 Metern als höchstes Zentralmassiv Kiels von Reinhold Messner noch unbestiegen sein. Was sollen wir da oben? Kiel Sailing City hat etwas mit Meereshöhe zu tun. Wäre es anders, würde die Hörn leerlaufen und das sieht nicht aus. Außerdem müssen Eier und Nudeln in der Höhe länger kochen. Woher die Zeit dafür nehmen, wenn man schnell an den Strand will oder auf die Kieler Woche? Andererseits wäre der Kieler Treppenhauslauf eine ganz neue sportliche Herausforderung.

Mir wird jedoch schon auf dem Rathausturm schwindelig und weit gucken kann man da auch. Außerdem bin ich völlig außer Atem, wenn ich die Einkäufe in meine Wohnung in den 4. Stock tragen muss. Also wozu mit Dubai konkurrieren, wo es hier in Kiel doch auch alles viel grüner und übersichtlicher ist. Wer unbedingt hoch hinaus will, der soll doch zum Bungsberg fahren. Da ist man die Schattenwürfe seit Jahrtausenden gewohnt.

Findet

Euer und Ihr

Caulius