Kieler Nachrichten (INKIEL) 11. Juni 2010

Caulius und die Kieler Woche 2

Vor genau einem Jahr war die Kieler Woche schon einmal Thema in Caulius‘ Kolumne. Aber heute will ich gar nicht von diesem grandiosen Volksfest schwärmen. Wer diese Zeilen liest, der weiß, dass das wie neun Tage European Song Contest am Stück ist, nur ohne Punkte, Lena und Peter Urban. Dafür aber mit Segeln, Wasser, noch mehr Menschen und vielleicht doch Lena und Peter Urban.

Nein, dieses Mal geht es um die Verwertung, um den Kommerz und darum, wie wir Kieler möglichst viel Profit aus diesem bisher allzu liebenswerten Event ziehen können. Warum nur neun Tage Party und Geld dabei ausgeben? Besser ist es doch, 356 weitere Tage im Jahr zu feiern und dafür noch Geld zu erhalten.

Längst wird überall mit Brauchtumsfesten der große oder kleine Reibach gemacht. Ob „Hamburger Fischmarkt“, „Oktoberfest“, „Ballermann“ oder auch „Karneval“, alles ist inzwischen ganzjährig auf Tour und macht auch in Kiel Station. Doch wann war das letzte Mal Kieler Woche auf dem Marienplatz in München? Wann die letzte Regatta in Bochum? Das muss sich ändern. Ab jetzt wird zurückgefeiert.

Es müssen ja nicht alle Kieler mit auf die Reise durch die Metropolen der Welt kommen. Einige müssen ja hierbleiben und die nächste Kieler Woche vorbereiten. Der Rest wird eingepackt und herumgeschickt. Michy Reinke, die Weather Girls und Tears for Beers werden gleich ganzjährig verpflichtet und kommen mit. Dann gibt es endlich auch mal ein Unser-Norden-Dorf in Passau, eine Windjammerparade in Leipzig, Open Ship in Basel und das Werftparkfest in Saarbrücken. Und wir original Kieler immer mitten dabei, denn da sind wir ehrlich. Denn niemand kann so gut auf einer Kieler Woche feiern, wie die Kieler. Alles andere ist müder Abklatsch. Natürlich kann man sich auch mal ablösen. Ich übernehme gerne eine Schicht „Kiellinie“ in Dresden, wenn dafür eine andere Familie für eine Woche die „Spiellinie“ in Hannover übernimmt.

Neue Herausforderungen ergeben sich dabei auch. Das Seifenkistenrennen wird wieder zum Nervenkitzel, wenn die Zugspitze zur „Bergstraße“ wird. Und Dreimaster in den Wannsee zu bugsieren, will auch erst einmal gemeistert sein. Am leichtesten hat es da noch die Balloon Sail, die fliegt einfach zur nächsten Location. Allerdings gibt es da andere Befindlichkeiten. Ich hab mit den Jungs mal gesprochen, die wollen nur dort landen, wo Michael Jackson auch schon einmal war. Ich befürchte, dann müssen wohl einige Städte auf die Attraktion „Norder“ verzichten. Schade.

Doch es müssen gar nicht immer die großen Städte sein. Für die kleine Kieler Woche zwischendurch sieht mein Konzept auch eine günstige und platzsparende Variante für das gepflegte Dorffest vor. Regattabegleitfahrten werden dann zu 15 minütigen Führungen durch eine Buddelschiffsammlung. Der Internationale Markt wird in das örtliche amerikanische Fastfoodrestaurant verlegt (ggf. in Kooperation mit dem Italiener um die Ecke). Und vom Campingplatz Wik leihen wir uns einen Gartenpavillon, wo wir einen DJ von der Musikbrücke an der Kiellinie reinsetzen – fertig ist das Musikzelt. Besonders günstig wird es für den Veranstalter südlich der Elbe. Das Bayernzelt kann dann schließlich selber gestellt werden.

Sie sind noch nicht überzeugt? Sie brauchen eh Urlaub, wenn die echte Kieler Woche vorbei ist? Und eine Kieler Woche kann man nicht verpflanzen, das wäre dann nicht mehr die Kieler Woche? Alles zu stereotyp? Egal, die Bayern unterhalten sich auch nicht nur mit „Oans, zwoa, gsuffa“ und die Hamburger brüllen sich nicht nur mit Preisen an und stecken sich gegenseitig die Tüten voll. Das ist Business!

Und jetzt alle, damit das auch bei unserem ersten Auswärtstermin sitzt: „Hier gibt’s Backfisch“!

Na, geht doch.

Es bedankt sich

Euer und Ihr

Caulius