Kieler Nachrichten (INKIEL) 18.03.2011

Caulius und der Tanker

Er steht wieder bevor, der Geburtstag meiner Liebsten. Man muss nicht Mario Barth sein, um festzustellen, dass es mit den Jahren in einer funktionierenden Ehe immer schwieriger wird, das passende Geschenk zu finden. Natürlich sagt sie, dass sie nichts will. Und doch kann das Geschenk zum Gradmesser der bestehenden Liebe werden. Als Kieler hatte ich es natürlich in den ersten Jahren leicht, Überraschungen zu organisieren, die auch von der Symbolik her das hielten, was sie erwartete. Da waren der Besuch des Rathausturms (ein GROßER Turm), Abo für das Schauspielhaus (GROßES Theater), Essen im September (GROßE Preise), Ausflug nach Lübeck während der Kieler Woche (GROßES Opfer), Kiel-Pullover (eine Nummer zu GROß) und gemeinsames Shoppen vom Alten Markt bis Sophienhof (während der GROßEN Ferien).

Doch 2011 ist jetzt Schluss mit der GROßEN Bescheidenheit. Dieses Jahr soll es etwas sein, das größer ist als das größte Geschenk, das ihre beste Freundin von ihrem Mann je bekommen hat. Etwas, mit dem sie definitiv nicht rechnet.

Ein Doppelhüllentanker!

Das ist doch was. Flugs habe ich mich bei einer Kieler Werft beraten lassen. Nun war ich vielleicht etwas naiv, dass ich dachte, dass man da einfach in einen Ausstellungsraum geht, einige Tankermodelle durchsieht, seinen Traumtanker findet, bestellt und anzahlt. Nichts da. Ausgelacht hat man mich erst. Aber ich bin hartnäckig geblieben. Und gerade heute habe ich den Anruf bekommen, dass er fertig ist und in Friedrichsort abgeholt werden kann. Natürlich ist noch eine Plane drüber, damit meine Liebste ihn nicht zu früh sieht. Ein wenig Sonderzubehör ist auch dabei. Kerzen in allen Räumen verbreiten wohlige Wohnzimmeratmosphäre. Auf die Tanks konnte zu Gunsten von Billy-Regalen in Schuhkartonbreite verzichtet werden (aus der Fundgrube für 10,- Euro der Meter). Bunte Gardinen vor allen Bullaugen und Fett abweisende Armaturen in der Nasszelle. Am Heck gibt es eine piepende Einparkhilfe. Nicht, dass sie die nötig hätte. Aber vielleicht muss ich ja mal nach einer Fahrt zu einer Party den Tanker nach Hause bugsieren und Männer sollen ja einige Probleme mit dem korrekten Einschätzen von Abständen im Zentimeterbereich haben.

Mein Problem ist jedoch noch die Suche nach einem geeigneten Liegeplatz. Die Marine hat schon nach Bekanntwerden der früheren Rückkehr der Gorch Fock abgewunken. Eigenbedarf. Und direkt vor den Kieler Yacht-Club? Da sah man wohl im gerade renovierten Hotel im wahrsten Sinne des Wortes bei meinen Plänen keine Sonne mehr. Wahrscheinlich lege ich den Tanker erst einmal vor Falckenstein an den Anker. Da kann ja wohl keiner etwas gegen haben. Dann ist es dort auch gleich am Strand viel windstiller. Eine Win-Win-Situation also.

Geschenkpapier habe ich übrigens schon. Die Kieler Nachrichten waren so frei mir eine Tagesladung Zeitungspapier zum Einkaufspreis zu überlassen. Da geh ich jetzt noch mit dem Edding drüber und male ein paar Herzchen. Allerdings benötige ich dann an dem besagten Tag noch ein paar starke Männer, die mir helfen, den Tanker auf Blücherplatz-Niveau zu tragen. Bis zur Reventloubrücke schaff ich es noch alleine. Es gibt auch Cilli con carne für die Helfer. Runter zurück zum Wasser kriegen wir ihn dann schon bei genügend Regenwetter wieder selbst. Nur bei der Ecke Niemannsweg / Reventlouallee könnte es eng werden.

Helfer melden sich bitte bei

Eurem und Ihrem

Caulius

P.S.: Den Song zur Kolumne-Folge gibt es HIER.