Kieler Nachrichten (INKIEL) 07. Oktober 2011
Caulius und das Soziale Netzwerk
Natürlich ist Caulius auch drin in diesen sozialen Netzwerken. Halb Kiel befindet sich schon in meiner Freundesliste. Vom Oberbürgermeister bis zum Dönerladen um die Ecke, alle und alles dabei. Mir ist völlig unbegreiflich, was da die Datenschützer dagegen haben können. Schließlich ist Freundschaft doch das Wichtigste auf der Welt. Das habe ich auch meinem Freund Zuckerberg in den USA geschrieben und ich kann weltexklusiv hier und jetzt verraten, dass er in Kiel ein ganz neues soziales Netzwerk testen will. Kielbuch soll es heißen und alles beinhalten, was facebook auch hat, nur noch viel toller. Das fängt schon damit an, dass das neue System absolut mobil sein wird. Smartphone, GPS und leere Akkus waren gestern. Stattdessen werden alle Kieler formschöne sogenannte „Kielbuch-Adaptoren“ erhalten. Gleichzeitig als Bildschirm und Speicherkarte fungieren dabei kunstvoll miteinander verwobene Zellulose-Platten (auch A-Book oder auch „Adressbuch“ genannt). Die Bedienung ist denkbar leicht und übertrifft an Eleganz noch alles, was bisher mit einem großen „I“ begonnen hat. Ein sog. „Pen“ überträgt mittels kleinster Pigmente über eine Hand-Auge-Koordination Gedanken des Benutzers direkt auf die Zellulose-Platten, wo sie sich augenblicklich als feines Linienmuster materialisieren.
Trifft man irgendwo in Kiel jemanden, den man seiner Freundesliste zufügen möchte, dann erlaubt es eine Sprach-Ausgabe und -Aufnahme Funktion beim Nutzer in Windeseile, die Person mit Unterstützung durch den Pen ins Kielbuch aufzunehmen. Das ist aber noch lange nicht alles. Dank enger Kooperation mit der Landeshauptstadt sind große Kielbuch-Partys angedacht. Ende Juni wird es soweit sein, wenn sich die Kielbuch-Freunde überall in der Stadt in kleinen und großen Gruppen treffen werden.
Extra für Unternehmer sind die so genannten „Like-It-Buttons“ bzw. „Gefällt-Mir-Knöpfe“ gedacht. Diese sind aus Metall, mit den Zahlen 1, 2 und 5 versehen und gegen wenige Euro in jeder Bank erhältlich. Ist man nun zum Beispiel in einem Restaurant und es hat einem besonders gut geschmeckt, dann kann man dem Kellner einfach je nach Begeisterung diese Buttons geben. Coole Sache und funktioniert schon heute.
Auch an Unterhaltung hat Herr Zuckerberg gedacht. In Kooperation mit den Randgemeinden Altenholz, Molfsee und Schrevenborn wurden weitgehende Möglichkeiten zum Unkraut jäten, Kühe hüten und Apfelbäume abernten für spielwütige Kielbuch-Anhänger geschaffen. Bauernhofville soll es heißen.
Damit auchdas Soziale nicht zu kurz kommt, sind hunderte Kielbuch-Supporter eingestellt worden, die mittels gelb gefärbter Elektronikvehikel (aus der Weltraumforschung!) Kielbuch-Nachrichten innerhalb weniger Stunden zu jedem Kielbuch-Freund im Kieler Raum bringen. Ebenfalls aus Zellulose bestehende View-Absorber, die sich wie ein schützender Kokon um die Nachrichten herum legen, garantieren, dass der Datenschutz gewahrt bleibt. Egal ob man mitteilen möchte, dass man jetzt Duschen geht, Hilfe auf seinem Bauernhof benötigt oder gerade den KielPod hört. Alles bleibt geheim und erreicht nur die, die man zuvor in seinem A-Book ausgewählt hat. Sogar Filme und Musik kann man so verschicken. Die Möglichkeiten sind grenzenlos.
Leider gibt es aber schon die ersten Spammer. Sollen doch Kunden erste Nachrichten mit Verbraucherinformationen über günstige Kredite und zu verschenkende Handys erreicht haben. Was für ein Glück, dass Kielbuch kostenlos ist und ohne Mobiltelefon auskommt. Und wer unbedingt Geld loswerden will, der kann das in den überall eingebundenen Kielbuch-Shops machen. Ein Schritt und man ist drin. Dann noch die Produkte in den „Warenkorb“ legen und der Verkäuferin ein fröhlich-norddeutsches „ich pay-mol“ zurufen, schon kann man all die Dinge mitnehmen. Ohne langes Warten und ohne Versandkosten.
Also mich hat das Kielbuch schon überzeugt. Sie auch? Dann werden Sie doch mein Freund. Auf der Seite des A-Books mit dem „C“ drüber ist doch sicherlich noch Platz, oder?
Dann vermerken Sie da doch mal den Namen von
Eurem und Ihrem
Caulius
(Wer weiß, wozu der nochmal gut ist …)