Kieler Nachrichten (INKIEL) 08.08.2014

Caulius und die Weltpremiere

„Weltpremiere“, das klingt doch nach etwas. So etwas haben sonst nur Mailand, New York oder Tokio. Doch jetzt schaut die Welt auch nach Kiel. Natürlich haben wir hier regelmäßig Weltmeisterschaften, sei es im Hockern oder auch im Segeln. Doch so eine Weltpremiere, das ist schon etwas Besonderes.

Die Rede ist natürlich von Romeo und Julia, was am 16. August 2014 Premiere … Weltpremiere hat. Kenner der Literaturszene wissen natürlich, dass Shakespeare das Stück nicht primär für das Ostufer von Kiel geschrieben hat. Aber dafür hat die Tragödie jetzt Musik. Und ich bin mir sicher, wenn Shakespeare 1597 hier gelebt hätte, er hätte nicht Verona, sondern Wellingdorf als Schauplatz seiner Tragödie gewählt. Die Parallelen sind offensichtlich. Nicht nur, dass Verona und Kiel ungefähr die gleiche Einwohnerzahl haben. Was dem Veroneraner sein Amphitheater ist, das ist dem Kieler die Freilichtbühne Krusenkoppel. Und die Ponte Pietra ist auch nicht viel schöner als unsere Gablenzbrücke. Selbst die Klimabedingungen waren diesen Sommer mit Temperaturen zwischen 17 und 29 Grad sehr vergleichbar. Dass sich da heiße Liebesgeschichten entwickeln, überrascht nicht.

Ich bin mir sicher, dass Shakespeare in der Wellingdorfer Version von Romeo und Julia die Fehde der Familien Montagues und Capulets (in Kielerisch wohl eher Petersen und Hansen) noch deutlicher herausgearbeitet hätte. Hierfür wäre die Symbolik von Westufer und Ostufer doch ideal. Und umgebracht hätte sich am Ende auch niemand. Schließlich kam die Dreifeldzugklappbrücke, die die Gräben überwunden hat und die Petersens und Hansens auch ohne Gift und Selbstmord zusammengeführt hätte.

Aber ich vermute, dass dann doch bei dem Musical nächste Woche die Urversion des Stücks herangezogen wird. Alles deutet aber darauf hin, dass hier ein großer Erfolg gefeiert werden kann. Sind doch sämtliche Vorstellungen schon lange ausverkauft. Damit steht Kiel als neue Musical-Hauptstadt fest. Angeblich soll Stage Entertainment schon Vorverhandlungen mit der Stadt führen. Den Anfang macht noch dieses Jahr „Der König der Seelöwen“ an der Kiellinie. Und kurzfristig wird „Das Wunder von Bern“ noch von dem Musical übersättigten Hamburg in die Markthalle am Bootshafen verlegt. Neuer Titel: „Das Wunder vom Holsteinstadion“, das noch einmal die dramatischen Ereignisse vom Mai rund um das Pokalfinale von Holstein Kiel gegen ETSV Weiche Flensburg mit 26 Elfmetern musikalisch aufarbeitet. Der Holstein-Torwart Daniel Strähle soll dabei von Peter Hofmann gesungen und gespielt werden. Keine einfache Aufgabe für den 70 jährigen Tenor. Unbestätigten Gerüchten nach wird Helene Fischer immer wieder im Kostüm von Maskottchen Stolle den Ohrwurm „Halt ihn bloß, Daniel mach!“ intonieren.

„Weltpremiere“, das geht runter wie Öl. Und alle können dabei sein - dank Weltpremieren-Liveübertragungen zum Bootshafen, Vinetaplatz und Blücherplatz. Die Welt schaut auf Kiel und Kiel schaut zu. Und das, wo wir gerade mal einen Monat lang alle zusammen Weltmeister sind. Schöner kann es nicht mehr werden.

Wir treffen uns dann alle am 16. nach der Vorstellung auf dem Daniel-Karasek-Platz vor der Shell-Tankstelle. Das Orchester Kiel spielt live eine Humba Täterrä.

Voller Weltpremieren-Vorfreude,

Euer und Ihr

Caulius