Kieler Nachrichten (INKIEL) 25.02.2011

Caulius und der Bootshafen

Möchte man als Kieler einen Auswärtigen verwirren, dann gibt es hierfür genau zwei Möglichkeiten: entweder man verabredet sich am Hauptportal des Schlosses oder am Anleger vom Bootshafen.

Der Kieler Bootshafen hat so ziemlich alles, was ein attraktiver Platz in einer norddeutschen Innenstadt haben muss. Es gibt überdimensionale Treppenstufen, Cafes … na ja ein Cafe, Fischbrötchen direkt vom Kutt… äh Wagen, Straßenlärm von allen Seiten und eine Bushaltestelle mit gleichem Namen. Und er ist Ort verschiedener Festivitäten, wie dem Bootshafen-Sommer (traditionell ab dem ersten Wochenende nach den schönen Sommertagen), dem Fest der Biere und der Muschelwoche. Außerdem hat der Bootshafen Blubberbläschen in seiner Mitte. Nicht, dass dies besonders spektakulär wäre. Aber sie sind gut dazu geeignet, Touristen mit vermeintlichen „Taucherübungen“ am unterirdischen Weipert-Riff zu foppen.

Nur eines, das gibt es im Bootshafen nur ganz ganz selten: Boote. Und wenn, dann sind es Optis, die bei Festivitäten den hier aufgrund der Hochhäuser drum herum kaum vorhandenen Winden trotzen. Früher war das noch anders. Da kamen die Fischer von Ellerbek hier herüber und verkauften tatsächlich direkt im Bootshafen ihren Fisch. Das ist jedoch ziemlich lange her. Da war Ellerbek noch ein ländliches Idyll, Fisch kam noch nicht aus dem Kühlregal und Raider hieß weder Twix noch irgendetwas anders. Raider wurde nämlich erst ab 1976 in Kiel verkauft. Und da war der Ellerbeker schon lange dem neuen Götzen „Captain Iglo“ zum Opfer gefallen.

Meine eigene Erinnerung setzt bei der Gondel über dem Bootshafen ein. Kiel hatte tatsächlich noch in den 80er Jahren die nördlichste Seilbahn Deutschlands. Für Skifahrer nun allerdings denkbar ungeeignet. Zum einen gab es keine Halterung für das Sportgerät, zum anderen war weit und breit kein Berg zu sehen. Abgeschafft wurde sie Ende der 80er Jahre, was den Landtag in Kiel jedoch nicht davon abhielt, 2004 ein Landesseilbahngesetz zu erlassen. Man weiß ja nie, wie sich der Wintertourismus noch entwickelt und hier im Norden ist man gewappnet, wenn die Klimakatastrophe kommt.

Eine weitere Erinnerung habe ich an eine flach gelegte Boje oder einen Mini-Leuchtturm mit Geländer im Vorfeld des alten Bootshafens. Und daran, dass ab und an mal ein Auto von der Kaistraße abkam und in den Bootshafen plumpste. Kindheits-gefühlt müssen es dutzende oder gar hunderte Autos gewesen sein, die so baden gingen. Erstaunlich, dass da überhaupt noch Wasser drin war. Und vielleicht sind die Blubberbläschen im neuen Bootshafen auch nur ein Mahnmal, das an dieses nasse Auto-Grab erinnern soll?

Mit der Umgestaltung des Bootshafens in den letzten Jahren ist dieser aber deutlich gemütlicher geworden. Zwar wird es Autos nunmehr durch Fahnenstangen, Bänke und Zäune deutlich schwerer gemacht, die Wasserung auszuprobieren. Aber bei schönem Wetter hat unser Bootshafen etwas. Und seien es nur wunderschöne Blubberbläschen, die im Sonnenlicht funkeln.

Aber wo man gerade so gemütlich dort dann mit seiner Latte Macchiato sitzt, kann man auch bequem zum nächsten Schlag gegen den Zugereisten ausholen. Lassen Sie ihn doch einfach mal die Holstenbrücke suchen…

Viel Spaß dabei wünscht

Euer und Ihr

Caulius