Kieler Nachrichten 02.10.2009

Caulius und das Hollywood des Nordens

Vor einigen Monaten hatte ich an dieser Stelle schon über Kiel als Quelle großer Literatur geplaudert. Aber warum nicht gleich den nächsten Schritt wagen und Kiel auf die große Leinwand heben? Das Potential ist da. Kiel ist mehr als die Tatort-Welt von Kommissar Borowski und Frau Jung mit Gruselhotels, endlosen Autofahrten auf dem Hindenburgufer und in der Förde treibenden Leichen.

Einige Ansätze gab es ja schon. Herr Rötger Feldmann drehte vor einigen Wochen Teile seines neuen Werner-Films in der Innenstadt und ärgerte sich, dass die Presse darüber berichtete. Als wenn Werner-Filme von einer geheimzuhaltenden Geschichte leben würden… oder von Realfilm-Szenen.

Aber das kann doch noch nicht alles gewesen sein. Ich träume da eher von dem ganz großen Blockbuster, ein Film wie Peter Jacksons „Der Herr der Ringe“, nur eben nicht mit Neuseeland und Mittelerde, sondern zwischen Neumünster und Mönkeberg und mit großen Schlachten im Düsternbrooker Gehölz. Und zwei Türme haben wir auch: Uni-Hochhaus und Rathausturm.

Dabei sind meine Gedanken gar nicht so verwegen. James Cameron war nachgewiesenermaßen schon vor einiger Zeit mit einem Team in Kiel. Zwar diente dieser Besuch angeblich dem Regisseur von Titanic, Alien und Terminator zur Kulissensuche für seine Dokumentation „Die Bismarck“, doch mir macht er nichts vor. Große Erfolge der Filmgeschichte brauchen bekanntlich noch größere zweite Teile der stets als Trilogie geplanten Film-Projekte: „Titanic 2 – Hilflos vor Holtenau“. Es ist die Geschichte eines Liebespaars, das sich auf einer Kreuzfahrt von Southampton nach Kiel befindet. Aufgrund eines überraschenden Wintereinbruchs frieren die Schleusentore des Nord-Ostsee-Kanals zu. Mit dem Ruf „vereiste Schleusentore voraus“ kommt die Titanic 2 gerade noch rechtzeitig unter der Levensauer Hochbrücke zum Stehen. Zunächst scherzen die Passagiere noch über die unfreiwillige Verlängerung ihrer Reise. Doch dann werden die Getränke- und Essensvorräte knapp. Von hinten versperrt ein Einmaster mit Namen „Unsinkbar 2“ den rettenden Weg in einen verlassenen Arm des Eiderkanals. Das Schiff ist manövrierunfähig. Panik bricht aus. Über schlecht gewartete Toilettensysteme kommt Wasser an Bord und als Höhepunkt bricht das Schiff direkt vor der Aussichtsplattform Holtenau auseinander. Krachend sausen Bug und Heck 11 Meter in die Tiefe. Ein eilig von Brunsbüttel aus gestartetes Rettungsteam kommt viel zu spät an. Der Schiffsführer der winzigen Kanalfähre trifft eigenmächtig die mutige und heldenhafte Entscheidung, die für 12:27 Uhr vom Fahrplan vorgeschriebene Passage ausfallen zu lassen. So kann er einen Großteil der 5.000 Menschen retten - denn die riesigen Rettungsboote der Titanic 2 können wegen der Enge vor der Kanaleinfahrt nicht zu Wasser gelassen werden. Auch das Liebespaar überlebt, da sie sich an ein paar Brocken Paraffin aus dem abgebrannten nahegelegenen Lager festhalten konnten und erschöpft in Rendsburg angeschwemmt werden.

Der Renner sind aber nicht nur Fortsetzungen, sondern sogenannte „Prequels“, die vor der ursprünglichen Geschichte spielen. Wie wäre es etwa mit einem Prequel zu „Das Boot“ von Wolfgang Petersen? Titel: Der Brandtaucher. Es erzählt die dramatische Geschichte dieses ersten deutschen U-Boots, wie es aufgrund verschobenen Ballasts auf den Boden der Förde absackt. Nur Dank des besonnenen Handelns des Kapitäns kann die dreiköpfige Besatzung gerettet werden. Mit Jürgen Prochnow als „Der Alte“ KaLeu Wilhelm Bauer und Bushido als singender Berichterstatter.

Großes Kino!

Findet Euer und Ihr Caulius