Kieler Nachrichten (INKIEL) 11.11.2011

Caulius und die Vergleiche

Der Kieler liebt den Vergleich. Vielleicht liegt es daran, dass er weiß, dass er dabei stets gewinnen wird. Einer der Klassiker ist „Das größte Volksfest Nordeuropas“. Niemand weiß so richtig, was diese Größe ausmacht und bis wohin Nordeuropa geht. Aber zur Sicherheit und zur Vermeidung von komplizierten Nachfragen schiebt man dann gleich noch einen Vergleich hinterher: „Die Kieler Woche ist das Oktoberfest des Nordens“. Gott bewahre ...

Überhaupt der Norden. Was ist Kiel nicht alles „des Nordens“. Seit Pläne bekannt wurden, dass unser Berliner Platz aus optischen Gründen geflutet werden soll und damit die Verbindung zwischen Bootshafen und Kleiner Kiel wieder zur Wasserstraße wird, reden alle nur noch alternativ vom „Amsterdam des Nordens“ oder „Venedig des Nordens“. Da sieht man schon Gondolieres an Schlecker und HSH Nordbank vorbeiziehen, mit einem beim Kieler Sommer eher zynisch wirkenden „O sole mio“ auf den Lippen.

Und worüber diskutieren die Kieler in den Bussen und auf den Marktplätzen, als die Zeitungen melden, dass ganz Wagemutige über einen Stadtstrand am Hindenburgufer nachdenken? Natürlich über die „Copacabana des Nordens“. Ich bin mal kurz rüber nach Rio und hab verglichen. Okay, die Caipirina ist dort günstiger - aber überall Hochhäuser wie auf Mallorca. Da würde unser Stadtstrand doch deutlich gemütlicher und stilvoller werden. Sollen die in Brasilien mal einige der Gebäude abreißen, vielleicht hätten sie dann die Chance eines Tages das „Düsternbrook des Südens“ zu werden. Es sei ihnen gegönnt.

Die Holstenstraße ist ja bekanntermaßen die älteste verkehrsberuhigte Fußgängerzone Deutschlands (und nein, liebe Kasseler, den Titel habt ihr nicht. Eure Treppenstraße war schon gleich als Fußgängerzone gebaut, nur die Kieler haben die erste Straße in Deutschland zur Fußgängerzone umgebaut). Da liegt es nahe, vom „Broadway Europas“ zu sprechen. Und übertrieben ist das nicht. Schließlich ist das Opernhaus nicht weit weg, Sportgeschäfte gehen über 3 Etagen und vom Hotel Astor hat man einen Blick wie von einer Leuchtreklame am Times Square - mit dem Unterschied, dass man nicht nur weitere Hochhäuser sieht, sondern Hörn, Funkturm und Ikea. Man zeige mir einen Ort in New York, wo das möglich ist.

Dann hätten wir noch mit dem THW das „Bayern München des Handballs“. Karten für Heimspiele sind bei beiden nur schwer zu bekommen. Bayern war zwar schon 22 mal deutscher Meister und der THW erst 16 mal (die jeweiligen Meisterschaften 2011/2012 noch nicht mitgerechnet), aber was bekommen die Zuschauer in der Allianz Arena für ihre deutlich teureren Saisonkarten schon zu sehen? Gerade mal mickrige 40 Tore ihres Lieblingsvereins. Der glückliche THW-Stammblatt-Besitzer darf in der gleichen Zeit 500 mal jubeln.

Vom „Bergen des Südens“ redet zum Glück niemand. Das wäre auch völlig unangemessen, ist Bergen doch mit über 2500 mm Niederschlag im Jahr die regenreichste Großstadt Europas. Dagegen ist Kiel mit nicht einmal 800 mm erhöhter Luftfeuchtigkeit gesegnet. Worüber beklagen wir uns? Nun von der „Sahara an der Ostsee“ zu sprechen, wäre aber wohl auch etwas vermessen.

Ein Vergleich ist jedoch völlig unumstritten und findet sich so in den wichtigsten Geografiebüchern und Wikipedias dieser Welt: Kiel ist die schönste Stadt der Welt.
Richtig so!

Findet

Euer und ihr

Caulius