Kieler Nachrichten 03. April 2009

Bürgermeisterwahl

Kiel hat gewählt. Vielleicht nicht ganz Kiel, aber immerhin kam es zu einer erstaunlich eindeutigen Entscheidung. Auch Caulius hat natürlich seine Bürgerpflicht erfüllt und war an diesem trüben Sonntag zur Schule seines Vertrauens gegangen, hat sein Kreuz gemacht und den Zettel eingeworfen. Seltsam mutet nur der Bleistift an, nutze ich Bleistifte doch seit der Schulzeit nur noch, wenn ich mir über das Geschriebene nicht sicher bin. Aber angeblich soll er ja dokumentenecht sein. Wie stilvoll ist es da doch, dass der Hamburger Hanseat die Kreuze traditionell mit seinem eigenen über Generationen vererbten Montblanc-Füller malt - einer der Hauptgründe für das Scheitern von Wahlcomputern in der Hansestadt. Ob der Düsternbrooker es auch so macht?

Auf dem Rückweg machte sich Caulius dann so seine Gedanken. Was würde er anders machen, wenn er 2015 antreten würde? Zum Beispiel heiße Themen anpacken, die die Kieler wirklich umtreiben. Seit so langer Zeit rumort doch schon die Frage nach dem Kieler-Woche-Tag. Früher soll es diesen für alle freien Brauchtumstag ja mal gegeben haben. Und der Rheinländer macht an seinen tollen Tagen gleich eine ganze Woche blau. Nur der Kieler muss nach durchzechtem Michy Reincke Konzert und abgemoschter Weather Girls Party stramm wieder morgens im Büro sein. Da würde Caulius im Wahlkampf ansetzen.
Kiel wäre auch auf sämtlichen Wetterkarten und Monopoly-Spielen vertreten. Und die langweiligen Fördedampfer werden in Zusammenarbeit mit der Color-Line durch die dann ja schon etwas in die Jahre gekommenen Magic und Fantasy ersetzt - inklusive Ausbau des Anlegers Alt-Heikendorf. Was waren das für Zeiten, wo Verkehrsfunkmeldungen noch in Göttingen verkündeten, dass selbiger Anleger wegen Niedrigwassers nicht angelaufen werden könne. Das war Kiel-Werbung, die wir wieder brauchen.

Aber schon der Wahlkampf selber wäre einfach mal anders. Keine langweiligen Diskussionen über Schulen, Bauten und Verkehr. Weg vom Bürgermeister zum Anfassen. Hin zur Lichtgestalt. Sich rar und interessant machen. Politik soll unterhalten - und hip sind doch Castings. All wöchentlich müssten die Kandidaten am Samstagabend verschiedene Bürgermeister-Testaufgaben erfüllen. Mal einen Spielplatz vor nörgelnden Kindern einweihen, mal eine Flughafenausbau-Diskussion in Holtenau leiten und mal beidhändig Glasen und Tröten als gäbe es morgen keinen Holstenbummel mehr. Altgediente Kieler wie Oswalt Kolle, Gerhard Delling und Jürgen Drews würden ihr Votum abgeben.

Natürlich würde dann ein Bürgermeister-Caulius die Privilegien dieses Amtes schamlos ausnutzen. Warum selber beim Firmenlauf antreten, wenn einen die Mitarbeiter auch mit der Sänfte um die Hörn tragen können? Da bliebe dann sogar noch Zeit für ein paar Akten und huldvolles Winken.

Lieber neuer Kieler-Bürgermeister: Genieße Deine Amtszeit. 2015 kommt Caulius. Und dann wird alles noch besser. Versprochen.

Euer und Ihr

Caulius